Gestern habe ich den wunderbaren Film, einer engagierten Gruppe von jungen Menschen über ihre Sicht auf die Dreigliederung des sozialen Organismus gesehen.
Die jungen Menschen haben sich drei Jahre lang mit der Frage nach dem Warum und Wie der Dreigliederung beschäftigt. In ihrem Film – jenseits von Spiel- oder Dokumentarfilm – führen sie einen Dialog unter sich selbst und mit einer Reihe von Menschen, ausserhalb ihres eigenen Kreises.
Ausgangspunkt ist die lebensnahe Darstellung der gesellschaftlichen Gegenwart. Sie gleicht einem Kuddelmuddel von Individualisierung, Globalisierung und Industrialisierung. Daraus ergibt sich ein immer chaotischeres Wechselspiel von Kultur, Politik und Wirtschaft. Es wird – mehr schlecht als recht – zusammengehalten, durch einen immer monströseren «Einheitsstaat». Wohlmeinend möchte er Kultur, Wirtschaft und Politik so regulieren, dass die enormen Widersprüche von Individualisierung, Globalisierung und Industrialisierung die Gesellschaft nicht vollständig lähmen. Dazu mischt er sich überall ein. Am Schluss steht er ganz alleine da und stellt hilflos fest, dass ihn so eigentlich niemand mehr mag! Anstatt sich dieser Schwierigkeit zu stellen und mit seinen Trägern ins Gespräch zu kommen, nutzt der moderne «Einheitsstaat» das ganze Arsenal moderner Kommunikationsmethoden, sanfter und harter Gewalt, um seine Bürger auf seinem chaotischen Kurs zu halten.
In schönen Bildern und spannenden Interviews führt der Film vor, dass wir unser gesellschaftliches Leben, jenseits der ausgedienten Dialektik von “sozialem Staat” und “freier Wirtschaft” neu denken müssen. Langsam führen die Bilder und Gespräche dazu, zu erkennen, dass wir eine Neuordnung der durcheinandergeratenen Lebensbereiche brauchen. Kultur-, Wirtschafts- und Rechtsleben müssen so entflochten werden, dass sie eigenständig, ihre spezielle Funktion im ganzheitlichen sozialen Organismus übernehmen können.
An die Stelle des allumfassenden «Einheitsstaates» tritt ein Rechtsleben, das sich nur noch um das kümmert, was alle Menschen – in demokratischer Weise – als Grundrechte ansehen, die für alle gleich gelten. Damit eine vom Staat weitgehend unabhängige Wirtschaft nicht den ganzen Rest der Gesellschaft an die Wand fährt, muss auch sie radikal erneuert werden: An die Stelle des Zwangs zu Wachstum, Konkurrenz und Gewinn, tritt ein selbstverwaltetes und brüderlich orientiertes Wirtschaftsleben. In dessen Zentrum stehen die Kooperation von Produzenten, Händlern und Konsumenten, die Bedarfsdeckung mit lebensnotwenigen Gütern, sowie die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. An die Stelle des weitgehend wirtschaftlichen und ideologisch vereinnahmten Kulturlebens, tritt ein Geistesleben, das sich um die freie Förderung der individuellen menschlichen Kreativität kümmert.
Der Film schliesst den Bogen, in dem er aufzeigt, wie das komplementäre Zusammenspiel von freiem Geistesleben, einer brüderlichen Wirtschaft und einem auf Grundrechte fokussiertem Rechtsleben, zu einer neuen organischen Gesellschaftsordnung beitragen können. Diese legt die Grundlage für die Ablösung der heute weitgehend fremdbestimmten Gesellschaft, durch die selbstbestimmte freie Entfaltung der individuellen Fähigkeiten, als Rahmen für die brüderliche Wirtschaft und ein grundrechtorientiertes Staatsleben.
Stephan Rist
Link zum Steam des Films: https://youtu.be/fHmIUa1IVvM
Kann man den Film auch andernorts anschauen, ohne Youtube?